Kampala – der dritte Tag

Heute standen auf unserer To Do Liste weitere Touristenaktivitäten.

Zuerst besuchten wir das Central Museum. Das Internet hatte uns versprochen hier einiges über die Entstehung und die Vergangenheit Ugandas zu erfahren. Das Museum ist zwar recht groß, dafür aber sehr lieblos gestaltet. Teilweise waren die Lampen in den Vitrinen kaputt, so dass man nicht genau sehen konnte was sich darin befindet. Außerdem war das Museum eher unstrukturiert aufgebaut und zu wenig beschriftet. Wirklich interessant waren aber die alten Häuser. Traditionelle Bauten waren draußen im Garten aufgebaut und konnten dort besichtigt werden.

Anschließend gingen wir zum relativ weit außerhalb liegenden Bahai Tempel. Dort bekamen wir eine kleine Einführung und durften den Tempel danach besichtigen. Der Bahai Glaube ist ein relativ moderner der 1863 seine Entstehung hat.

Auf dem Weg zum Bahai Tempel mussten wir durch ein Slum laufen. So langsam kommen wir in Afrika an, denn wir gingen ziemlich gefasst mit den Anblicken um, die uns dort begegneten. Die Lebensumstände sind ähnliche wie die Fotos von gestern auch schon gezeigt haben.
Die Menschen hier im Slum sind aber viel freundlicher als im Zentrum. Man wurde hier nicht so aufdringlich angequatscht und falls doch und man sagte, dass man kein Interesse an bestimmter Ware oder einer Fahrt mit dem Boda hat, ließen sie einen auch in Ruhe.
Obwohl die Menschen hier sehr arm sind und unter schrecklichen Bedingungen leben gibt es hier viele Kindergärten und Schulen, die anscheinend auch von vielen Kindern besucht werden.

Ich musste kurz daran denken, dass ich mich vor ein paar Jahren mit knapp 18 für ein freiwilliges Projekt in Südafrika beworben habe und dort in einem Kinderheim in einem der dortigen Slums gearbeitet hätte. Und zwar für ein Jahr. Für dieses Projekt war ich wohl in der engeren Auswahl, wurde aber am Ende des Bewerbungsverfahrens schließlich abgelehnt.
Heute Nachmittag musste ich darüber schmunzeln. Ich hatte damals gedacht ich könnte in einem Slum ganz einfach zurecht kommen, die Kinder hüten und damit die Welt verbessern. Heute ist mir bewusst geworden, dass es viel mehr braucht als ein paar wenige Sozis, die einen verhältnismäßig winzigen Beitrag leisten. Das Leitungswasser sollte anständig gesäubert werden und der Müll muss irgendwo entsorgt werden, es sollte für mehr Gleichheit und Gerechtigkeit gekämpft werden. Daher muss es dringend eine politische Veränderung geben und ich bin gespannt ob sich hier in den nächsten Jahren oder Jahrzehnten etwas verändern wird.

Ich für meinen Teil bin mittlerweile froh darüber, dass ich am Projekt in Südafrika damals nicht teilnehmen konnte. Der Kulturschock wäre wahrscheinlich unerträglich gewesen und mein Frust so hoch, dass ich es vielleicht auch abgebrochen hätte.
Heute betrachte ich eine solche Reise weniger als Hilfe vor Ort sondern mehr als Bereicherung und Erfahrungswert für mich persönlich. Obwohl mich manche Anblicke schockieren und ich noch nicht sagen kann, dass ich mich hier wohl fühle, finde ich es gut und wichtig solche Lebensbedingungen gesehen und erlebt zu haben. Und ich kann mir vorstellen wenn ich wieder Zuhause in Deutschland bin weiß ich unseren Luxus wieder etwas mehr zu schätzen.

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