Gestern Mittag sind wir in Kampala abgereist und mit dem Taxi nach Jinja, in die zweitgrößte Stadt Ugandas gereist. Uns sind schon einige Menschen begegnet die sehr positiv von Jinja berichtet hatten, darunter auch der deutsche Mann den wir in Kampala kennenlernten. Daher stellten wir an Jinja auch relativ hohe Erwartungen, vielleicht zu hohe.
Unser Hostel befindet sich tatsächlich in einer schönen Gegend. Es ist etwas außerhalb von der Stadt, hier ist es ruhiger und es gibt nette Gärten und Parkanlagen.
Die Innenstadt selbst erinnert uns sehr an Kampala. Die Straßen sind dreckig und vermüllt, die Häuser und Läden sehr heruntergekommen und es herrscht ziemliches Verkehrschaos. Zwar nicht ansatzweise so schlimm wie in Kampala, aber doch ähnlich.


Der Hauptgrund weshalb wir Jinja besuchen wollten lag darin, dass wir die Aussicht hatten in einem Kinderheim ein Praktikum absolvieren zu können. Lindas ehemalige Lehrerin engagierte sich dort und gab uns die Kontaktdaten hierfür.
Gestern Abend besuchten wir dann das „Mama Jane Childrens Home“. Dort lernten wir die Kinderheimleiterin und ihre Tochter kennen. Der Leitung erzählten wir dann, dass wir Touristen aus Deutschland sind, Sozialarbeit studiert haben und hoffen hier reinschnuppern zu können.
Sie war allerdings sehr skeptisch und ziemlich unhöflich. Sie wies uns zunächst ab, unterhielt sich dann eine Weile mit ihrer Tochter und Kollegin auf Luganda und konnte uns schließlich doch eine Zusage für einen Praktikumstag geben.
Heute morgen um 9 Uhr kamen wir im Kinderheim an. Die Kinderheimleitung zeigte uns die Einrichtung und erklärte uns einiges dazu. Das Kinderheim in Uganda ist von der Tagesstruktur her vergleichbar mit einem in Deutschland. Die Kinder werden morgens unterrichtet und erhalten mittags ein warmes Mittagessen und Freizeitangebote. Die Räumlichkeiten sind wesentlich kleiner als bei uns und die Klassen ziemlich groß. Neben den Hauptfächern lernen die Kinder bei Mama Jane auch kochen und nähen.
Die Kinder die über Nacht im Kinderheim bleiben, schlafen in großen Schlafsälen, Jungen und Mädchen getrennt, Privatsphäre gleich null.
Trotzdem habe ich mir am Ende des Praktikums gedacht, dass die Kinder froh sein können dort zu sein. Denn sie erhalten Frühstück, Mittagessen, Abendessen, saubere Kleidung und ein Bett. Damit haben die Kinder wesentlich mehr als andere in Uganda. Ich ziehe den Vergleich vor allem zu Kindern die in Slums aufwachsen und unter schlimmen Lebensbedingungen leben.
Das Praktikum war interessant und aufschlussreich. Die Kinder zeigten sich interessiert, offen und gingen freundlich auf uns zu. Teilweise waren sie etwas grenzüberschreitend, aufdringlich oder frech. Es fiel auf, dass die Kinder selten weißhäutige Menschen sehen. Denn sie wollten uns alle anfassen und berühren, als wären wir Glücksbringen :-D.
Die Mitarbeiterinnen und auch die Leiterin des Kinderheims machten einen eher desinteressierten Eindruck. Wir hatten teilweise das Gefühl, dass wir nicht wirklich willkommen sind. Außerdem schienen sie unsere Anwesenheit direkt mit Geld in Verbindung zu bringen, denn eine der Lehrerinnen erzählte wohl, dass wir hier seien um zu zahlen. Vielleicht war dies tatsächlich die Intension von der Kinderheimleitung, als sie ihre Meinung zu einem Praktikum noch einmal änderte.
Wir waren schließlich bis ca. 15 Uhr im Kinderheim, waren letzen Endes aber froh als wir gehen konnten, da es durch die Hohe Anzahl an Kindern ziemlich chaotisch und laut war.

Vor allem in Jinja hatten wir die Hoffnung netten Menschen zu begegnen und sich auszutauschen. Leider ist die Mentalität hier ähnlich wie in Entebbe und Kampala und die meisten Einheimischen sind wenig gastfreundlich. Die meiste Zeit fühlen wir uns hier in Uganda unwillkommen bis teilweise sogar unerwünscht.
Da Linda und ich dringend ein paar positive Erlebnisse gebrauchen können, wollen wir morgen noch einige Sehenswürdigkeiten in Jinja besichtigen und am Sonntag zurück nach Kampala reisen. Wir wollen dann von dort aus in einen Nationalpark fahren und endlich Safari machen.
Es ist schon seltsam, wie sehr unsere Vorstellung von der Realität abweichen kann.
Man geht mach Afrika, möchte helfen und denkt,alle Türen stünden einem offen. Hilfe wird schließlich dringend benötigt… dann ist man nicht willkommen.
Ich wünsche euch ein dringend benötigtes, positives sowie gastfreundliches Erlebnis.
Schön, dass du die Dinge so wiedergibst, wie sie sind und nichts beschönst.
Bin gespannt, wie es weiter geht.
Liebe Grüße aus Villingen
Davide
Schade, dass ihr bis jetzt so viel negatives erfahren habt. Ich hoffe das ändert sich bald und ich hoffe dass ihr euch nicht mehr unerwünscht fühlt. Viel Spaß weiterhin und ich bin schon gespannt auf den nächsten Bericht.
Liebe Grüße und bis bald :*