Kisoro – ein steiler Tag

Wart ihr schon mal zur gleichen Zeit an drei unterschiedlichen Orten?
Ich war es heute.
Das erste mal seit über drei Wochen war ich auch ohne Linda unterwegs.

Heute morgen bestieg ich den Sabyinyo, einen inaktiven Vulkan dessen Gipfel die Länder Uganda, Ruanda und die demokratischen Republik Kongo vereint.

Der Sabyinyo gehört zu der Virunga-Vulkankette. Sie besteht aus insgesamt 7 Vulkanen, von denen noch 2 aktiv sind. Drei der Sieben können in Uganda bestiegen werden und beim Buchen des Ausflugs musste ich mich für einen der drei entscheiden. Der Muhabura ist der höchste Vulkan in Uganda. Auf ihm befindet sich ein Kartersee, der die Stadt mit Wasser versorgt (In der Trockenzeit wird es aber trotzdem schwierig mit der Wasserversorgung). Der Gahinga ist der kleinste Vulkan in Uganda und der Sabyinyo vereint die drei Länder Kongo, Ruanda und Uganda. Ich entschied mich für diesen, wer wollte nicht schon immer zur gleichen Zeit an mehreren Orten sein?

Früh morgens ging es los, das Wetter war trüb und draußen war es recht frisch. Wir begannen unsere Tour durch den wunderschönen Regenwald, der zu 40% aus Bambus besteht. Tritt man auf abgebrochene Bambusrohre drauf gibt es ein dumpfes knirschendes Geräusch, von dem ich kaum genug bekommen konnte.
Bald darauf fing es an zu regnen, wie nicht anders zu erwarten.

Unterwegs war ich mit drei italienischen Touristen und mehreren Rangern. Alle waren mehr als in Topform und ich hatte teilweise Schwierigkeiten mit dem Tempo mitzuhalten. Ich hab deutlich gemerkt, dass ich seit Wochen kein Sport mehr gemacht habe.
Der Anfang lief noch wie geschmiert, doch dann kam der eigentliche Anstieg.

Eine Wanderung war dies keine. Es war eine ziemlich heftige Bergsteigertour. Die Wege schmal und matschig, Holzbalken verhalfen bei sehr steilen Stücken und nicht selten habe ich mich mit dem Händen abstützen müssen um sicherzugehen dass ich überhaupt oben ankomme. Ich glaube ich habe nie in meinem Leben einen so steilen Berg erklommen.
Ich musste immer mal wieder innerlich fluchen oder tief einatmen um mein Herzschlag mal wieder zu beruhigen.
Als ich klatschnass war und anfing zu frieren hab ich mir auch kurz gewünscht einfach nur Zuhause im Bett zu liegen und mit einer Wärmflasche auf dem Bauch einen Film anzugucken.

Der Vulkan hat es wirklich in sich.

Die Spitze des Sabyinyos besteht aus 4 Hügeln. Unser Ziel war es die höchste Spitze zu erklimmen, die sich bei 3669 Metern über dem Meeresspiegel befindet. Und natürlich wollte ich nicht aufgeben.

Nach knapp 1800 Metern und 4 Stunden steil bergauf und haben wir es endlich geschafft.
Ich war absolut stolz auf mich weil mich dieser Vulkan zwischenzeitlich zur Verzweiflung getrieben hatte.

Die Aussicht war, naja ich würde gerne sagen atemberaubend aber es war neblig da eine dichte Regenwolke genau über der Spitze des Sabyinyos hing. Selbst wenn man wollte hat man nicht erahnen können was sich dahinter verbirgt.
Sehr schade ich habe mich natürlich auf einen gigantischen Ausblick gefreut. Stattdessen war ich froh als wir wieder hinabsteigen konnten, da mir so kalt war dass ich am ganzen Körper zitterte und der Wind in dieser Höhe ebenfalls nicht gerade angenehm war.

Ich war gottfroh dass ich von den italienischen Touristen Handschuhe ausleihen durfte, denn meine Hände waren in der Zwischenzeit zu Eisklötzen mutiert.

Der Abstieg war keineswegs einfacher. Da die hölzerne Treppe keinen besonders stabilen Eindruck machte und im Wind hin und her schwankte habe ich ziemlich zittrige Knie bekommen und auch ganz schön Respekt von der Höhe. Nachdem das steile Stück geschafft war ging es wieder durch den Regenwald zurück. Einige male stolperte oder rutschte ich ein Stück. Ein Glück ist das auch den anderen so ergangen und nicht nur mir.

Nach insgesamt 8 Stunden waren wir wieder unten am Fuß des Vulkans. Ich war echt verdammt stolz auch wenn schon zu dem Zeitpunkt der Muskelkater bemerkbar wurde.

Ob es sich gelohnt hat?
Eine besonders tolle Aussicht hatte ich keine. Aber es war eine Herausforderung der anderen Art. Es war nicht nur steil sondern auch das Wetter hat sich alle Mühe gegeben es mir so schwer wie möglich zu machen. Nun bin ich froh sagen zu können dass ich es bis an die Spitze geschafft hab und zur selben Zeit an drei Orten gleichzeitig sein konnte.

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